Obermain Tagblatt publiziert: 27.06.2013 Von unserer Mitarbeiterin Gerda Völk Foto: Gerda Völk
Hier bin ich daham“, sagt Hedwig Preidel. Die 85-Jährige freut sich sichtlich über den ungewohnten Besuch. Seit sechs Jahren ist ein Altenheim ihr Zuhause. Zuerst das Altenheim der Maiacher Stiftung, seit rund einem halben Jahr ist das BRK Wohn- und Pflegeheim „Am Weidengarten“ ihr neues Zuhause. Das Zimmer ist zwar etwas kleiner, sagt Hedwig Preidel, aber sehr gemütlich. Der unerwartete Besuch besteht aus dem sozialpolitischen Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Hans Ulrich Pfaffmann, und der SPD-Landtagsabgeordneten, Susann Biedefeld. Ob sie sich in ihrem neuen Zuhause wohlfühlt und ob ihr das Essen schmeckt, wird Hedwig Preidel gefragt. „Es ist immer gut, man kann alles essen“, sagt die rüstige Seniorin. Obwohl der Besuch nur wenige Minuten dauerte, die 85-Jährige hat sich sehr darüber gefreut neue Leute kennenzulernen.
Hans Ulrich Pfaffmann SPD-Politiker
Heimleiterin Annett Kürsten zeigt den Politikern das Haus, das mit einem Kostenaufwand von zwölf Millionen Euro erbaut wurde. „Eine große Kraftanstrengung für das BRK“, erklärt BRK-Kreisvorsitzender Dr. Jürgen Zürbig. In jedem der Stockwerke befinden sich zwölf Zimmer. Insgesamt verfügt das Haus über 156 Betten. Telefon und Internetanschluss gehörten heute schon zum Standard. Die Bewohner können unter mehreren Menüs wählen. Was es zu Essen gibt, darüber gibt ein an der Wand angebrachter Speiseplan Auskunft. Die Angehörigen haben die Möglichkeit, sich per E-Mail über das was Oma und Opa zu Mahlzeiten bekommt zu informieren. Oder über das, was auf dem Beschäftigungsplan steht. Beim Gespräch mit den beiden Landtagsabgeordneten und dem BRK-Kreisvorsitzenden Dr. Jürgen Zürbig, Kreisgeschäftsführer Thomas Petrak und Mitarbeitern aus der Pflege geht es unter anderen auch um die Finanzierung der Pflege. Eine Herausforderung der Zukunft schlechthin, wie Pfaffmann betont. „Nach heutigem Wissen ist in 20 Jahren eine Pflege, wie sie heute geschieht nicht mehr machbar.“
Zu wenig Rücklagen
Die Rücklagen in der Pflegeversicherung von rund fünf Milliarden Euro werden spätestens in zwei bis drei Jahren aufgebraucht sein. Angesichts des heute schon bestehenden Fachkräftemangels und der wachsenden Zahl Pflegebedürftiger und Demenzkranker, spricht Pfaffmann von einer Herkulesaufgabe, die Bund, Länder und Kommunen in gleicher Weise treffen wird.
Eine Privatisierung der Pflege sei seiner Meinung nach der falsche Weg, „weil die Pflege dann nicht mehr für einen normalen Menschen finanzierbar ist.“ Dr. Jürgen Zürbig nennt es erschreckend, wenn Menschen, die ihr ganzes Leben gearbeitet haben, im Alter dann zum Sozialamt gehen müssen. „Das sollte man ihnen nicht zumuten“. Statt auf Privatisierung und „Pseudo-Reformen“ zu setzen, wolle die SPD-Landtagsfraktion eine umfassende Umstrukturierung der jetzigen Pflege-Teilkasko-Versicherung in eine solidarische Pflegeversicherung. Die These, dass Angehörige gerne ihre älteren Familienmitglieder pflegen, hält Pfaffmann schlicht für falsch. Gefordert sei eine komplette Neuaufstellung der Pflege. Laut Zürbig werde heute schon ein Teil der Gesundheitsversorgung von den Pflegeheimen abgedeckt. „Man könnte die Pflegeheime besser stellen, wenn die Krankenkassen auch die Kosten dafür übernehmen würden“. Ein Beispiel dazu liefert Elke Gäbelein, Leiterin des BRK-Wohn- und Pflegeheim „Am Staffelberg“. Bei einem ihrer Heimbewohner sind drei Pflegekräfte eineinhalb Stunden allein mit dem Wechseln eines Verbandes beschäftigt.
Die überbordende Bürokratie ist ein weiteres Thema, das angesprochen wird. Die Dokumentation sollte so gestaltet werden, dass nur noch Risiken dokumentiert werden, fordert Gäbelein. Beispielsweise ob ein Bewohner Bluthochdruck hat und nicht ob er früh, mittags und abends gelächelt hat.
Von unserer Mitarbeiterin Gerda Völk..